Ammenmärchen sind laut Duden "unwahre, erfundene Geschichten, die für einen naiven, leichtgläubigen Zuhörer gedacht sind". Ammenmärchen werden leider noch oft in der Stillberatung tradiert.

Themenübersicht:
Verboten ist, was bläht, scharf und sauer ist
3-4 Tage nach Geburt ist nicht genügend Milch da
Stillkinder nehmen anfangs mehr ab / langsamer zu
Gestillte Babys haben häufiger stärkere Gelbsucht
Frauen mit kleiner Brust haben weniger Milch
Frauen nach Brust-OP können nicht stillen
Still- und Flaschenkinder nehmen gleich stark zu
Die Stillabstände müssen mind. 2 Stunden betragen
Ein Stillkind benötigt bei Hitze zusätzlich Tee
Stillen ist anstrengend
Das Stillen von Zwillingen macht zu viel Arbeit
Eine Stillende muss für zwei essen
Eine Stillende soll extra viel trinken
Eine Raucherin soll nicht stillen
Stillen ist schmerzhaft
Stillen ruiniert den Busen
Frauen mit Flach-/Hohlwarzen können nicht stillen
Stillen über 10 Minuten macht Brustwarzen wund
Kinder mit Magen-Darm-Infekten haben Stillpause
Eine Mutter mit Infekt darf nicht stillen
Bei Medikamenten-Einnahme muss abgestillt werden
MM nach dem 6. Monat ist nicht mehr nahrhaft
Ein Kleinkind zu stillen ist abnormal
Saugverwirrung ist Einbildung
Heutzutage stillen doch die meisten Frauen
Formula ist fast so gut wie Muttermilch



Verboten ist, was bläht, scharf und sauer ist


FALSCH

Eine Stillende sollte ausgewogen und gesund essen. Es gelten keine strengen Essensregeln.
Sie darf und soll essen, worauf sie Lust hat. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für allgemein gültige Unverträglichkeiten von bestimmten Lebenmittelgruppen. Auch coffeinhaltige Getränke bis zu 750 ml pro Tag sind erlaubt. Nur Alkohol (auf jeden Fall!) und Nikotin (siehe "Eine Raucherin soll nicht stillen") sollen gemieden werden.

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3-4 Tage nach Geburt ist nicht genügend Milch da


FALSCH

Die Menge des Kolostrums ist genau auf die begrenzte Aufnahmefähigkeit des Magens abgestimmt.
Energieumsatz und Wasserbedarf des Kindes betragen nur etwa ein Drittel des späteren Bedarfs pro Kilogramm Körpergewicht.
Energiequellen sind auch die Reserven, die der Fötus in der Leber und im Fettgewebe gespeichert hat.
Saugen mobilisiert die Glykogenspeicher in der Leber des Kindes.
Das Neugeborene wird mit einem Wasserüberschuss geboren, der physiologischerweise abgebaut wird.

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Stillkinder nehmen anfangs mehr ab / langsamer zu


FALSCH

Gestillte Kinder nehmen nicht mehr, aber schneller ab.
Sie nehmen aber auch schneller zu unter folgenden Voraussetzungen:
Ungestörtes Bonding mit erstem Anlegen in den ersten zwei Lebensstunden
24-Stunden-Rooming-In und Wärme! Keine Trennungen von der Mutter mit kindlichen Schreiattacken
Frühes, korrektes, häufiges Anlegen an beiden Brüsten in den ersten Tagen.

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Gestillte Babys haben häufiger stärkere Gelbsucht


FALSCH

Gut gestillte Neugeborene haben niedrigere Werte.
Der gelbe Blutfarbstoff kann gut über die Nieren und den Darm ausgeschieden werden. Ausreichend Muttermilch unterstützt diese Regelmechanismen perfekt.

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Frauen mit kleiner Brust haben weniger Milch


FALSCH

Die Größe der Brust korreliert nicht mit Fähigkeit, stillen zu können. Wieviel Milch die Brust zu produzieren vermag, hängt vom Brustdrüsengewebe und den Hormonen ab.
Nur 1 - 4 % aller Frauen haben zu wenig Brustdrüsengewebe und dadurch zu wenig Milch.

Eine IBCLC ist ausgebildet, Frauen mit zu wenig Brustdrüsengewebe zu erkennen. Frauen haben dann zu wenig Milch, wenn sie nicht oder falsch beraten werden und ihnen im Krankenhaus unnötige Einschränkungen auferlegt werden.

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Frauen nach Brust-OP können nicht stillen


KANN FALSCH oder RICHTIG SEIN

Es kommt auf die Operationsmethode und Schnittführung an, inwieweit die Frau in ihrer Stillfähigkeit beeinträchtigt ist.
Man kann evtl. auch mit weniger Brustdrüsengewebe voll stillen.
Ausschlaggebend ist eine richtige Information vorab und kompetente Begleitung in den ersten Wochen.

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Still- und Flaschenkinder nehmen gleich stark zu


FALSCH

Für Stillkinder gibt es seit einiger Zeit eigene Perzentilenkurven!
Gestillte Kinder nehmen in den ersten drei Monaten meist schneller zu als mit der Flasche gefütterte.
Sie verlangsamen jedoch im zweiten Vierteljahr ihre Gewichtszunahme. Das ist aber NORMAL.

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Die Stillabstände müssen mind. 2 Stunden betragen


FALSCH

Die durchschnittliche Magenverweildauer von Muttermilch beträgt 45 – 90 Minuten.
Stillfrequenzen von 8 - 16 in 24 Stunden sind völlig normal.
Flaschennahrung braucht doppelt so lange wie MM, um verdaut zu werden.
Das Fütterregime – alle 4 Stunden mit 8 Stunden Nachtpause- welches sich bis heute gehalten hat, hat historische Gründe!!

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Ein Stillkind benötigt bei Hitze zusätzlich Tee


FALSCH

Stillkinder brauchen bei heißem Wetter häufiger kleine Brust-Mahlzeiten. Somit trinken sie die Durst löschende Vordermilch und erhalten nicht nur Wasser, sondern auch Elektrolyte.
Zusätzliche Flüssigkeitsgaben reduzieren die Milchmenge.
Alle Flüssigkeiten, auch Wasser, machen die gegen Allergie schützende Funktion der Muttermilch zunichte!
Kinder in heißen Regionen der Erde kommen auch ohne zusätzliche Flüssigkeiten aus, werden jedoch völlig ohne Einschränkung bis zu 40 mal am Tag angelegt.

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Stillen ist anstrengend


RICHTIG

Grundsätzlich ist ein Säugling anstrengend!

ABER:

Die Mutter hätte durch die Flaschenfütterung zusätzlich Arbeit:
- Kaufen der Nahrung
- Zubereiten der Nahrung
- Reinigung und Aufbereitung der Flaschen und Sauger
- Mitnahme von Nahrung und Utensilien außer Haus
- die Kinder sind häufiger krank, was auch anstrengend und belastend ist.

Vorteile des Stillens:
- Stillen stärkt das Selbstvertrauen der Mutter
- Hat sich das Stillen eingespielt, kann die Mutter „nebenbei“ stillen oder sich dabei entspannen und ganz ihrem Kind widmen.
- Die Hormone machen die Mutter entspannter, ausgeglichener und lassen sie kindgerechter reagieren.
- Nächtliche Mahlzeiten sind ohne Vorbereitung, fast im Schlaf, möglich.

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Das Stillen von Zwillingen macht zu viel Arbeit


FALSCH

Zwillinge zu versorgen bringt jede Mutter an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.
Das Stillen von Zwillingen ist praktisch, entlastend, spart Zeit und Kraft unter folgenden Voraussetzungen:
- die Milchproduktion ist von Anfang an gut angeregt worden
- die Mutter hat das Umgehen mit den Kindern gut gelernt
- die Mutter kann ihre Zwillinge gleichzeitig stillen
- die Mutter bekommt Ermutigung und Unterstützung.

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Eine Stillende muss für zwei essen


FALSCH

Die Milchproduktion wird, wenn gut etabliert, über die Nachfrage geregelt.
Die Kalorienaufnahme ist unerheblich. Nimmt sie zu wenig auf, dann werden ihre Fettreserven abgebaut.
Um 800 ml Milch zu bilden, müssten eigentlich 500 – 800 kcal zusätzlich aufgenommen werden. Tatsächlich braucht die Mutter durch die besondere Hormonlage aber nur 200 – 500 kcal mehr. Ihr Stoffwechsel ist auf eine optimale Ausnützung der Nährstoffe eingestellt.

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Eine Stillende soll extra viel trinken


FALSCH

Die Mutter soll immer nach Durstgefühl trinken.
Das Hormon Oxytocin löst Durst aus.
Wird die Stillende gedrängt über ihren Durst hinaus zu trinken, dann kann das Gegenteil der erhofften Wirkung eintreten.

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Eine Raucherin soll nicht stillen


FALSCH

Zwar tritt Nikotin rasch in die Muttermilch über und erreicht dort dreifach höhere Werte im Vergleich zum mütterlichen Serum. Außerdem erhält das Kind über jede Zigarette der Mutter Schwermetalle wie Blei und Cadmium. (Deswegen direkt nach dem Pumpen / Stillen rauchen oder 90 Minuten vor dem Pumpen / Stillen nicht rauchen.) Und wenn die Mutter, der Vater oder sonst ein Mitglied der Lebensgemeinschaft raucht, erhöht sich das Risiko für SIDS (=plötzlicher Kindstod).

Aber das Stillen hat auch bei einer Raucherin große gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind:
Stillen senkt das SIDS Risiko!
Neugeborene, die von Raucherinnen gestillt werden, machen einen sanfteren Entzug durch.

Dass es besser ist, mit dem Rauchen schon in der Schwangerschaft aufzuhören, versteht sich von selbst.

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Stillen ist schmerzhaft


FALSCH

Stillen soll nicht schmerzen.
Schmerzen verkürzen die Stillzeit.

Gründe für Schmerzen beim Stillen:
- das Kind ist nicht korrekt angelegt
- unbequeme Stillposition
- schmerzhafter Milchspendereflex
- Milcheinschuss, Milchstau, Mastitis
- wunde Brustwarzen, Pilze
- Erlebnisse aus der Biographie der Mutter.

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Stillen ruiniert den Busen


FALSCH

Ursache für einen „Hängebusen“ ist ein schwaches Bindegewebe.
Ein zu starker Milcheinschuss und damit Streifenbildung an der Brust werden durch frühes, korrektes und häufiges Stillen, vor allem in den ersten 3 Tagen, verhindert.
Nach dem Abstillen atrophiert das Drüsengewebe, das zum Teil wieder durch Fettgewebe ersetzt wird.
Nach 4 Monaten – 3 Jahren hat die Brust wieder ihre normale Kontur.

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Frauen mit Flach-/Hohlwarzen können nicht stillen


FALSCH

Das Kind saugt nicht an der Brustwarze, sondern an der Brust.
Der Stillbeginn kann allerdings erschwert sein, denn Flach- oder Hohlwarzen bieten einen geringen bis gar keinen Saugreiz. Bekommt das Kind einen stärkeren Saugreiz in Form von Schnullern, künstlichen Saugern, Brusthütchen oder Finger, dann lehnt es womöglich die Brust ab. Das Kind sollte ausgiebig an der weichen Brust vor dem Milcheinschuss saugen, damit es lernt, viel Brust zu erfassen.

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Stillen über 10 Minuten macht Brustwarzen wund


FALSCH

Für die Entstehung wunder Brustwarzen spielt die Stilldauer keine Rolle, sondern es ist wichtig, das Kind richtig anzulegen. 80 % aller Brustwarzen-Probleme könnten mit korrektem Anlegen vermieden werden.
Das Kind darf und soll auch an der Brust saugen dürfen, wenn es keinen Hunger hat, sondern nur Zärtlichkeit und Hautkontakt will. Das heißt aber nicht, dass es Stunden an der Brust sein muss.
Den Müttern werden keine Zeiten für die Busenverweildauer gegeben. Sie sollen um die oben genannten Dinge wissen und danach handeln.

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Kinder mit Magen-Darm-Infekten haben Stillpause


FALSCH

Die häufigste Ursache für infektiös bedingte Magen-Darm-Infekte im Säuglingsalter sind weltweit die Rotaviren. Gegen Rotaviren enthält die Muttermilch Antikörper!
Werden die erkrankten Kinder weiter gestillt, verläuft die Episode milder und schneller, weil Muttermilch besser verträglich ist sowie Elektrolyte und Immunstoffe enthält.

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Eine Mutter mit Infekt darf nicht stillen


FALSCH

Zum Zeitpunkt der Diagnose war das Kind den Erregern schon ausgesetzt.
Die beste Therapie ist weiter zu stillen, so dass das Kind die von der Mutter gebildeten Antikörper gegen die krank machenden Keime erhält.

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Bei Medikamenten-Einnahme muss abgestillt werden


FALSCH

Die Lösung des Problems „Stillen und Medikamente“ liegt nicht in der bedenkenlosen Anwendung von Arzneimitteln, sondern im sorgfältigen Auswählen von in der Stillzeit gut untersuchten Präparaten.
Fragen Sie Ihre Still- und Laktationsberaterin!

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MM nach dem 6. Monat ist nicht mehr nahrhaft


FALSCH

MM (Muttermilch) liefert die doppelte Energiedichte eines Breis.
Nach 6 Monaten steigt die Anzahl der Antikörper in der MM wieder an - zu einer Zeit, wo das Baby zu krabbeln anfängt und verstärkt mit Erregern in Kontakt kommt.
Die WHO empfiehlt: Exklusives Stillen bis zum vollendeten 6. Lebensmonat und Teilstillen bis weit in das 2. Lebensjahr hinein und darüber hinaus.

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Ein Kleinkind zu stillen ist abnormal


NUR IN BESTIMMTEN KULTUREN

Das Stillen bis zum Alter von 2 – 4 Jahren war und ist in den meisten Kulturen normal.

Talmud: 3 Jahre
Ayurveda: 2 Jahre
Koran: 2 Jahre
Galen und Soranus: 2 -3 Jahre

Ägypten: 3 Jahre
Aboriginies: 2 - 3 Jahre
Grönländer: 3 -4 Jahre
Inuit: 7 Jahre
Bolivien: 3 -5 Jahre
Hawaϊ: 5 Jahre

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Saugverwirrung ist Einbildung


FALSCH

4 von 10 Kindern können durch unterschiedliches Saugen verwirrt werden – in allen Richtungen.
Da wir nicht wissen, welches Kind wie reagiert, müssen wir mit künstlichen Reizen vorsichtig sein (Schnuller, Sauger, Fingerfeeding...)

Saugverwirrung äußert sich durch:
- Das Kind schreit die Brust an
- Das Kind schläft an der Brust ein
- Das Kind hat einen unstillbaren Hunger
- Das Kind hat Koliken und Blähungen
- Die Mutter hat wunde Brustwarzen
- Die Milchmenge geht zurück

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Heutzutage stillen doch die meisten Frauen


FALSCH

Weltweit werden durchschnittlich nur 39 % aller Babys gestillt und nur 10 % aller Mütter in Deutschland stillen ihr Kind bis zum 6. Lebensmonat.
11 Milliarden US-Dollar wurden im Jahr 2000 durch den Verkauf von Muttermilch–Ersatzprodukten auf dem Weltmarkt umgesetzt.

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Formula ist fast so gut wie Muttermilch


FALSCH

Das wurde schon vor 100 Jahren behauptet.

Formula (Flaschennahrung bzw. Muttermilchersatz) ist eine ungenaue Kopie und beruht oft auf einem überholten und unvollständigen Wissen über die Zusammensetzung von Muttermilch.

Sie:
- enthält keine lebenden Zellen, keine Antikörper, keine Enzyme, keine Hormone.
- enthält mehr Mineralstoffe und Proteine, die den Stoffwechsel und die Nieren des Kindes belasten.
- enthält Proteine und Fette, die sich von denen in der Muttermilch deutlich unterscheiden und schlechter verwertet werden.
- kann sich nicht der jeweiligen Lebenssituation anpassen
- bietet beim Füttern wenig Hautkontakt

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